Als ich mein Studium abgeschlossen und meinen Arbeitsvertrag unterzeichnet hatte, sagte mein Mann zu mir, dass ich schon sehen werde. Bald würde ich nur noch Markenklamotten tragen und bestimmt nur noch bei Esprit kaufen.
Ich dachte ich spinne. Marken und ich? Nein, wozu? Geldverschwenderei. Warum teure Kleidung und Accesoires kaufen, wenn es auch günstige gibt?
Heute sieht meine Meinung etwas anders aus. Außer die Geschichte mit dem Esprit, keine 100 Pferde bewegen meinen Hintern je in diesen Laden.
Was hat es mit den Marken auf sich? Fühle ich mich mit einer Marke am Körper wichtiger? Wertvoller oder gar interessanter? Und warum habe ich immer den Eindruck, mich rechtfertigen zu müssen, anstatt Einzelstücke mit Stolz und Würde zu tragen? Es hat immer was von "ja ich weiß, aber es ist doch wirklich schön...", "ja tut mir leid, aber ich verdiene nunmal Geld, oh, entschuldigung, ich weiß, nicht alle in diesem Land, ja ich sollte mich vielleicht schämen. Oder?"
Oder?
Es ist doch verrückt.
Ich verdiene mein eigenes Geld, ich arbeite und darf selber entscheiden, in was ich investiere. Ich liege niemandem auf der Tasche, ich bekomme hier keine Chanel Tasche gesponsert (und wenn, würde ich sie auch nehmen, wer will?). Ich verschwende mein Geld nicht. Ich versuche niemanden zu beeindrucken, ich überlege mir sehr wohl, was ich wirklich haben möchte und was ich doch nicht brauche.
Es ist das Besondere, weil ich es mir nicht immer mal eben so leisten kann.
Es ist das Beständige, denn in der Regel hält sich das was teuer ist, etwas länger, zumindest sollte das der Fall sein.
Marken sind nicht wichtig. Ich brauche sie nicht. Aber ich kann mich auf sie verlassen.
Wenn mir im Sommer die Schweißperlen nur so heruntertropfen, die Kleidung bequem sein muss, ich schnaufe wie ein Nilpferd, dann ist das alles nicht mehr besonders sexy. Dann setze ich mir meine Ray Ban auf die Nase, sie täuscht über den Rest hinweg.
Wenn die Mascara längst verschmiert ist, weil ich mal wieder rührseelig herumgeheult habe, so trage ich trotzdem noch Chanel auf den Lippen.
Meine MK- Uhren sind noch immer frei von Kratzern und Macken - im gegensatz zu mir.
Und mein Portemonaie von Liebeskind? Liegt weich und anschmiegsam in meinen Händen, als würde es mich schonmal trösten wollen, wenn ich eigentlich mal wieder kein Geld gehabt hätte für den nächsten MAC-Lipstic.
Wenn ich mir ein neues Stück gönne, dann zelebriere ich das. Taste sanft die Verpackung ab, fühle die verschiedenen Materialien, beschnuppere es, packe alles ganz langsam aus und freue mich jeden Tag, dass ich es mir gönnen durfte.
Geld macht nicht glücklich. Nein. Was wären all diese Dinge wert, wenn der Rest in meinem Leben nicht stimmt? Aber es macht mich jeden Monat, nein jeden Tag, glücklich, dass ich mein Leben so leben darf wie ich es mir wünsche. Es ist nicht selbstverständlich und ich bin jeden Tag dankbar. Ich kenne es auch anders. Nie werde ich die Zeiten vergessen, in denen ich Toilettenpapier von öffentlichen Toiletten geklaut habe, weil ich die 2 Euro für eigenes nicht hatte. Eine neue Michael Kors- Tasche verändert nicht, wer ich bin und wo ich herkomme.
Ich konsumiere nicht. Ich genieße. Und vor allem: Ich weiß zu schätzen.
"Eine neue MK-Kors Tasche verändert nicht, wer ich bin und wo ich herkomme." - super Überleitung oder?
Denn diese leistete ich mir letzte Woche in New York. Dazu gesellte sich noch eine MK-Jacke. Das war eher zufall, sie sprang mir so in die Arme in diesem Outlet.
Ich habe beides mit Stolz und Würde nach Hause transportiert.
Und um diesen Post zu unterstützen, bitte ich euch, den Pullover auf meinem Outfit mal ganz genau anzuschauen. Er ist ausgeblichen und schimmert schon leicht grün-braun, unschwer zu erkennen. Er ist von H&M, er soll schwarz sein, ich habe ihn einmal gewaschen. Japp, einmal. Ich ziehe meine Konsequenz daraus.